Oktober 27 2022

Risiken und Nebenwirkungen

Kiffen geht jetzt bald, habe ich gehört. Es hängt noch n komplizierten Rattenschwanz dran, 20 Gramm, aber nur, wer erwachsen ist, undsoweiter.

Ich oute mich mal als Nichtkiffer, beziehungsweise hab mal probiert, aber irgendwie hats nicht wirklich gewirkt. Ich kam ins plaudern, aber das kann ich auch so. Fand ich insgesamt total enttäuschend. Ich oute mich auch als jemand, der das Gehirn als Wunderwerk der Natur betrachtet, und jeden der das nicht als das würdigen kann, was es ist, nämlich als ein Geniestreich der Evolution…nun, ich beäuge diese Personen zumindest misstrauisch.

Es gibt eine Reihe von Papers, welche die Harmlosigkeit von Haschisch belegen kann, Quellen dazu gibts in jedem Kifferforum, das etwas auf sich hält. Es gibt eine Reihe von Papers, welche die Schädlichkeit von Cannabis belegen kann, auch die kann man finden, wenn man möchte.

Ich kann in meinem digitalen sozialen Netzwerk mit grossen Augen von meinem letzten klinischen Erlebnis mit Drogenpsychosen berichten. Aber man wird mich 100%-ig aufklären, dass ich irre, und vermutlich war es schlechtes Gras, und die Person hat das nicht vertragen, und, und, und. Und vermutlich war noch etwas Kokain und MDMA im Patienten drin, und dann weiss man eh nicht, was jetzt genau die Psychose ausgelöst hat, ja vermutlich etwas anderes, Hanf ist ja „sanft“. Alkohol ist sowieso schlimmer, was ja auch stimmt.

„Man“ weiss, Hanf hilft. Hanf ist vermutlich das Kraut, das gegen alles gewachsen ist.

Hanf hilft bei Krebs. Stimmt, und Eibe hilft auch, Eibe hilft vermutlich sogar stärker. Trotzdem nehme ich kein Eibengift zu mir, es sei denn, ich hätte tatsächlich Krebs. Ich stehe auf Weidenrinde bei Kopfschmerzen. Aber dazu warte ich, bis ich Kopfschmerzen habe. Ist der Schmerz derber, zum Beispiel bei einem gequetschten Brustwirbel, dann helfen auch der Saft des Schlafmohns. Ganz geil kommt das dann auch in Kombination mit Pink Floyds „Shine on you Crazy Diamond Part I-V“. Man vergisst, dass man überhaupt einen Rücken hat. Solche Dinge nehme ich nur gegen ärztliches Rezept, von der Versicherung bezahlt.

Ihr ahnt, worauf ich hinaus will: Ich finde, man sollte diese Pflanze nicht nur als Rauschmittel betrachten, sondern als ein Heilmittel, wenn man es auch tatsächlich braucht. Wie die Eibe, der Fingerhut und der Schlafmohn. Aber ich weiss auch, dass es hoffnungslos ist, gegen den Konsum von so lockenden und süchtigmachenden Stoffen anzuschreiben.

Also werde ich damit Geld verdienen. Ich mache ein Formular, anwendbar für alle Kliniken in Deutschland.

Fixierung-für-Dummies-und-Psychonauten(1)

 

Fixierungen, so sieht es der Gesetzgeber vor, sind das letzte Mittel. Sie sind auch in Kliniken unbeliebt und belastend für diejenigen, die sie ausführen müssen. In der Regel wird man vor der Fixierung vom (halluzinierenden, psychotischen) Patienten als Faschist beschimpft und angespukt, geschlagen, gekratzt, getreten, beleidigt. Fixierte dürfen, so will es der Gesetzgeber weiter, nicht alleine sein, zu ihrer eigenen Sicherheit. Also lässt man die Studenten bei den Fixierten (Studenten, so der Grundtenor, finden das interessanter als die FSJ-ler). Es geht oft sehr schnell, bis der Patient herausfindet, dass der Student ihm jetzt den Schwanz anfassen könnte, oder ähnlich geile Spielchen. Die psychotischen Mädels schreien oft und mal rum, dass man sie vergwaltigen wird. Die Angst ist echt. Es sind Horrortrips, für alle Beteiligten.

Oft bekommen sie auch antipsychotische Medikation, das hilft dann auch beim Einschlafen, und/oder krasse, ganz und gar unsanfte Benzodiazepine, die helfen beim runterkommen und ruhig werden. Dagegen kann und darf man sich auch wehren. Patienten vergessen jedoch leider gerne, dass Ärzte grundsätzlich Menschen gerne haben und ihnen auch helfen wollen.

Ich glaube den psychotischen Patienten gerne, das es ihnen nach dem erwachen furchtbar peinlich ist, was sie da alles gesagt hatten. Mich ärgert nur, dass sie immer und immer wieder experimentieren. Reale Gefahren der Giftstoffe abschwächen, und relativieren. Ärzte, Psychologen und Krankenhauspersonal als bestenfalls altmodisch und konservativ, im schlechtesten Fall als faschistoid abstempeln. Wobei das Krankenhauspersonal noch den „Arbeiterschutz“ und Applaus geniessen kann, bei den geneigten Psychonauten.

Merkt man, das mich die Diskussion angkotzt? Zerstört Euer Gehirn, macht nur. Wir machen dann zusammen Übungen. Ich werktags bis um 17:00 Uhr, ihr immer wieder, aufs Neue. Neuronale Trampelpfade knüpfen, falls es doch noch irgendwelche Gedanken hat, die von A nach B huschen wollen, damit sie auf einzelnen Hängebrücken über den Wasserpfützen des zerstörten Gehirns doch noch Wege finden, am Ziel anzukommen.

Wer sich eine Demenz ankifft, naja, der hat dann eine Demenz. Auch das bedeutet Psychosen, aber dann aus anderen Gründen. Inhibitorische Zellen, solche, die (auch unangenehmes) Unterdrücken, werden abgebaut. Also können Angstzustände, die in Euch aufkommen, nicht mehr unterdrückt werden. Ihr werdet psychotisch. Natürlich gibt es auch da Medikamente. Aber die Lebenserwartung ist nicht mehr so doll, und die Lebensqualität ist scheisse. Ihr beginnt Euch an längst vergangene Horrortrips zu erinnern, weil die inhibitorischen Zellen weg sind. Deshalb , so heisst es auch, herrscht in deutschen Altenheimen Krieg. Zum Glück (für die Betroffenen Patienten) sind viele tatsächlich so alt, dass sie mittlererweile endlich sterben konnten. Ich hab schon furchtbare Szenen gesehen, weil der Patient nicht mehr unterdrücken konnte.

Ich schweife ab…geniesst Euer Gras, wie ein Glas Wein, am Geburtstag. Wenn es denn sein muss.

 

 

Oktober 8 2022

„Experten“

Wir kennen das Phänomen. Unsere früheste Begegnung mit dem „Experten“ ist Papi, wie er über sein neuestes Auto fachsimpelt. Oder über Fussball. Wir hören fasziniert zu, wie er über englische Öl- oder Benzinpumpen referiert, die bei der Ausfahrt in das viel zu heisse Italien mit einem nassen Waschlappen gekühlt werden müssen. Oder wie Mönchsgrasmücke an Kormoran vorbei über die Flanke die Ecke über den Kopfball zielgenau auf die Latte in den Schuss getroffen hat. Wir hören zu und verzeihen unseren Vätern oder Brüdern, dass sie ein extrem langweiliges Hobby haben, weil sie gut erzählen. Ein weiteres typisches Anzeichen des „Experten“ liess sich gut in der Schule beobachten: Wenn Lautstärke nicht ausreichte, um auszudiskutieren, ob jetzt Deutschland oder Italien die WM gewinnt, half immer eine Schlägerei. Nachher war klar, wer gewinnen würde. Oder ob Ferrari oder Lamborghini toller waren. (Meine Argumentation, Lamborghini sei doch bloss eine Traktorenmarke, und für Bauern hergestellt, artete seltsamerweise auch immer in eine Schlägerei aus, obwohl ich doch n echtes Argument hatte). Irgendwer kam dann auf die gloriose Idee, die „Experten“ zu vereinen, und erfand das Internet. Ich räume an dieser Stelle ein, dass das vermutlich sogar Experten ohne „“ waren. Verblüffenderweise zählt auch hier die Lautstärke, und die Schlägerei wird mit „don’t feed the troll“ beendet. Wir mutieren von Experten für irgendwas zu „Experten“ für Corona, die Ukrainekrise, die Klimakrise, wir wissen alles über Virobazillofungizide, über Krebsaids und die zuverlässige Behandlung dieser Krankheiten. Meistens hilft eine ordentliche Hühnersuppe, genügend Bewegung und Misteltee, alles andere ist nur im Interesse der Pharmafirmen und nicht fundiert. Wir wissen alles über Politik und was Richtig und was Falsch ist. Und wehe, unser Knoffhoff wird angezweifelt – dann wird es für das restliche Netz Zeit, Popcorn zu braten. Denn die Kontrahenten steigen in den virtuellen Ring, krempeln die Ärmel hoch, und dann geht es rund, bis einer heult.

Mehr schreibe ich nicht, weil ich ja nicht die Moralkeule schwingen will…..