April 30 2023

Im Moor

Hallo, Familienausflug im Moor…doch eigentlich wollte ich nur die Bilder sprechen lassen

Da hat es natürlich auch Bewohner. Die jüngste Bewohnerin war diese Kreuzotter

Die kleine war gerade mal doppelt so gross ein Teelöffel. Ich hoffe, die Greifvögel, die am Himmel kreisen, übersehen sie. Eine Piepskugel haben wir auch entdeckt, ich tippe auf Schafstelze. Noch nie gesehen, aber laut meinem heissgeliebten Vogelbestimmungsbuch passt zumindest der Ort zum brüten.

und noch etwas naher

Auf dem Nachhauseweg dann sahen wir noch einer Kröte beim Sonnenbad zu.

 

 

 

 

April 21 2023

Frühling in Norddeutschland *Rezept zum nachmachen*

Es gibt Dinge in Deutschland, die gibt es wohl einfach nicht. Dazu gehören Papet vaudois in der Tiefkühltruhe bei Aldi, der BBQ-Speck vom Migros, rezenten günstigen Käse (wobei, wo gibts denn das?) in einer entsprechend grossen Auswahl, Senffrüchte von Vanini (da sind sie der Sache jedoch mit Saucen auf der Spur) und, was den deutschen (Bäckern) ebenfalls fremd ist, sind so genannte Canapés. Im Gegensatz zu vorherigen Dingen sind Canapés vermutlich keine Kunst, selbst herzustellen. Im Prinzip sind es belegte Toastbrotscheiben, die ungetoastet sein müssen. Man buttert die Scheiben, und legt Eier oder Spargeln aus dem Glas, oder Schinken oder Salami oder, die ganz teuren, rohes Hackfleisch (nicht Zwiebelmett!!!) da drauf. Ihr müsst da auf Tartare achten, Beefsteak tartare geht auch, bitte nicht Schabefleisch. Ihr ahnt, es geht um etwas Exklusives. Wenn ihr den Toast bebuttert und belegt habt, dann kommt die Deko. Meistens Mayo, aber hübsch dekoriert, manchmal auch eine Kaper oder eine geschnittene Olive, sowie Petersilie oder bei Eiern, 1 oder 3 feine (!) Schnittlauchstreifen Und dann, dann kommt der Glibberüberzug. Der ist zwar nicht lecker, aber festigt das Gesamtwerk.

Canapés isst man am besten in einem Strassencafé, draussen, wenn die Sonne scheint. Man redet dazu am besten mit Freundinnen. Dazu passt immer ein Gläschen Traubensaft. Da man auch nicht satt ist nach einem oder zwei Stücken, passt dazu hervorragend auch noch ein Dessertchen und Kaffee. Wer deutsche Torten kennt, weiss, dass man spätestens nach der Sahneschichttorte nie mehr Hunger hat.

Nun, hier gibts Cafés und es gibt Sonne. Klinge kocht also ein deutsches Pendant, einfach herzustellen, lecker und passend zum draussensitzen. Ich empfehle dazu ein Rosinen-Kastenweissbrot, und dazu einen Eiersalat aus der Truhe mit, aufpassen, bereits integrierten Spargeln. Das gibts. Hätte ich auch nicht gedacht. Butter brauchts nicht, klatscht den Salat auf eine dicke Scheibe  Rosinen-Kastenweissbrot, und geniesst die Sonne. Wenn ihr drin seid, öffnet das Fenster und legt Euch in den Sonnenfleck.

Bon appétit!

April 15 2023

How Deep Is Your Love oder wo ist die nächste Sahnetorte?

Dies ist ein sehr vielschichtiger Text, daher mal eine mögliche Triggerwarnung. Es ist nicht beabsichtigt, aber es könnte die sanfteren Seelen an unangenehme Alltagssituation erinnern. Meine Eltern hatten sowas ähnliches, einfach beim „etwas besseren“ IKEA-Vorratsregal-zusammensetzen.

Es begann mit unserer Nachbarin, die sich darüber beklagte, dass unsere Stühle quitschen. Wir gelobten Besserung, und kauften diese selbstklebenden Filzpantoffeln für Stühle und Tische. Damit das auch wirklich hält, und weil es Frühling ist, und weil es sowieso wieder mal nach ist, und weil man ja auch älter wird und es vermutlich dadurch manchmal auch gerne sauber hat, wurde das Bekleben der Corpora delicti verbunden mit einem Hausputz. Geplant war das Generalstabsmäßig: Ich putze die Küche, komplett mit feucht aufnehmen, nachdem der Göttergatte dieselbe gestaubsaugt hat. Er zieht dann mit dem Staubsauger weiter, und putzt dann Bad und Schlafzimmer. So die Theorie.

Ich begann mit der Küche, nachdem mein Allerbester mit ihr fertig war. Er kämpfte heroisch gegen den Staubsauger an, der in einer früheren Putzorgie wohl Papier gefressen hatte. So brach er also, kurz nachdem er begonnen hatte, zu staubsaugen, fluchend auf der Badewanne zusammen und kämpfte gegen den Drachen im Rohr des Saugers. Dabei wurde er immer wütender und benutzte zur Möglichen Reinigung des Rohrs mehrere Instrumente: chinesische Essstäbchen, nicht benutzte X-Kreuze von Ikea-Gestellen, allerlei Gerätschaften mit für mich  unklarem Nutzen zum höheren Ziel des Entstaubens der Wohnung. Ich war mittlererweile mit der Küche fertig (komplett mit Kleben), und hatte irgendwie keine Lust, im Bad weiterzuputzen, solange da hektisch geflickt und geflucht wurde. Es endete damit, dass mein Gatte mich anklagend anblickte, und meinte, dass man damit, dabei hielt er das Staubsaugerrohr-Vorderteil anklagend hoch, garantiert nicht mehr saugen kann. Ich dachte an meine Mutter, und wie sie jetzt eine Schwarzwälder-Kirschtorte beim Bäcker holen müsste. Unser Bäcker hat leider seit 12 Uhr geschlossen.

Verrückterweise interessiert putzen weder mich noch Göttergatte. Mein Vorschlag, doch einmal die Woche eine Fachkraft für Reinigung kommen zu lassen, ist immer der mögliche Zeitpunkt für eine mittlere Ehekrise. Kommt nicht in die Tüte. Er entwirft ärgerlich einen Putzplan für uns, damit das auch nicht wieder entgleist mit dem Staub.

Natürlich sehe ich das nicht so buddhaartig tiefenentspannt, sondern denke mir dann böse Dinge, aber weil Streit immer so anstrengend werden kann, spreche sie nicht aus. Dennoch:

Was mich wirklich interessieren würde, ist dies: Diese „technische“ Ausrasten, dass man(n) mitten beim Putzen ein vermeintlich kaputtes Ding totflicken muss, ist das bei allen (sex und gender) Paaren so? Dann wäre das ein relativ neu erlerntes (und damit eher änderbares, weil bescheuertes) Rollenverhalten. Oder ist das ein Rollenverhalten, das männlich Sozialisierte erlernt haben? Nicht putzen, sondern flicken muss der Mann? Was auch komplett bescheuert ist, weil es ein unemanzipiertes Rollenbild bedient. Oder geht das nur in Männerhaushalten so zu und her? Einer putzt und einer flickt?

Ich wünsche mir jetzt eine Torte.

 

 

 

April 9 2023

Auf gute Nachbarschaft!

Ja, ich muss mal kurz etwas abkotzen. Vor einem guten halben Jahr zog sie mitsamt ihrem noch sehr kurzen Lütte ein. Die frisch getrennt oder geschiedenen neue Nachbarin. Wir haben sie begrüsst, und ja, von da an freundlich Distanz gehalten. Einmal habe ich Sie kurz gefragt, ob sie uns hört, oder ob unser Verhalten so mehr oder weniger okay sei? Die Vormieter seien halt nicht so amused gewesen, weil ihr Lütte unter unserer Küche geschlafen hatte. Sie bat uns etwas verlegen, abends die Geschirrwaschmaschine nicht zu starten, denn um 7 muss ihr Lütte ins Bett, und dann würde die Maschine so gurgeln. Aber dann sei ja auch ruhig und so, alles Bestens. Ich versprach, etwas auf die Zeiten zu achten. Umgekehrt bin ich ja bezüglich Lärm und Krach ja eigentlich Berlin-geprüft, es dauert bei mir immer etwas, bis mich etwas zu stören beginnt.

Gestern also, stand sie, wie im billigsten MILF-Porno vor mir, sie hat sicherheitshalber unten geläutet. Und dann stand sie da auf 3/4 Höhe, ein seitliches Fragezeichen, mit zur Schnute gezogenem Schmollmund, kaugummikauend. Ihr zu tiefer Ausschnitt, der entrüstet fibrierte, die billige Dauerwelle, der kurze Mini, die grauen Crogs, das Gesamtpaket Erotik für den Haus- und Hofgebrauch, mit dem knalligen roten Ausverkauf-Lippenstift von Rossmann oder dm. Ob wir wohl endlich (hier der genervte Augenaufschlag) Filzunterlagen an unsere Stühle tun würden, der Lütte hört unsere Stühle, und „immer um 19:00 Uhr geht das los in der Küche!!!“ Ich: „Wir sind dann endlich zu Hause und kochen…!“ „HAH, jaaaaaaaa, aber das hört man so guuut!“ dazu geht sie zwei Tritte die Treppe runter, sie rechnet wohl mit einem Angriff. Dabei immer diese genervte Mimik, die eigentlich bei jedem der bereits über 15 ist, lächerlich wirkt. „Es sei nicht böse gemeint, einfach nur eine Bitte!“ wiederholt sie mehrfach, ich sehe wohl ärgerlich aus, am Ostersamstag beim Frühstück unterbrochen zu werden, wegen meinen Stühlen, die auf dem Küchenboden quitschen.

Ich verspreche, vermutlich kochend und zischend wie eine überhitzte Dampflok, dass ich meinen Stühlen Filzpantöffelchen zulegen werde, „ist halt ein bisschen doof, jetzt kann ich nicht mehr einkaufen gehen bis Dienstag, die Läden sind zu, das ist hoffentlich klar?“ meinerseits konnte ich mir nicht verkneifen. Sie meint, das sei in Ordnung, kein Ding, kein Problem, dankedankedanke, nicht bös gemeintetceteraetcetera. Ich denke meinerseits an all die durchwachten Nächte, bei denen wir als Paar gemeinsam die vorgetäuschten nachbarlichen Orgasmen mitgelitten und mitkommentiert hatten. Ihre Tanzorgien, wenn Lütte bei Papi ist, und ihre Dates vorbeikommen. Aber ich hielt den Mund, denn ich bin ja höflich.

Heute hört sie ziemlich laut Musik. Ich bin mir nun nicht sicher, ob das Musik ist oder eine Nähmaschine. Auf alle Fälle nervt es, und ich weiss jetzt wirklich nicht, ob ich meinerseits augenrollend vor fremden Haustüren rumstreunen soll.