April 15 2023

How Deep Is Your Love oder wo ist die nächste Sahnetorte?

Dies ist ein sehr vielschichtiger Text, daher mal eine mögliche Triggerwarnung. Es ist nicht beabsichtigt, aber es könnte die sanfteren Seelen an unangenehme Alltagssituation erinnern. Meine Eltern hatten sowas ähnliches, einfach beim „etwas besseren“ IKEA-Vorratsregal-zusammensetzen.

Es begann mit unserer Nachbarin, die sich darüber beklagte, dass unsere Stühle quitschen. Wir gelobten Besserung, und kauften diese selbstklebenden Filzpantoffeln für Stühle und Tische. Damit das auch wirklich hält, und weil es Frühling ist, und weil es sowieso wieder mal nach ist, und weil man ja auch älter wird und es vermutlich dadurch manchmal auch gerne sauber hat, wurde das Bekleben der Corpora delicti verbunden mit einem Hausputz. Geplant war das Generalstabsmäßig: Ich putze die Küche, komplett mit feucht aufnehmen, nachdem der Göttergatte dieselbe gestaubsaugt hat. Er zieht dann mit dem Staubsauger weiter, und putzt dann Bad und Schlafzimmer. So die Theorie.

Ich begann mit der Küche, nachdem mein Allerbester mit ihr fertig war. Er kämpfte heroisch gegen den Staubsauger an, der in einer früheren Putzorgie wohl Papier gefressen hatte. So brach er also, kurz nachdem er begonnen hatte, zu staubsaugen, fluchend auf der Badewanne zusammen und kämpfte gegen den Drachen im Rohr des Saugers. Dabei wurde er immer wütender und benutzte zur Möglichen Reinigung des Rohrs mehrere Instrumente: chinesische Essstäbchen, nicht benutzte X-Kreuze von Ikea-Gestellen, allerlei Gerätschaften mit für mich  unklarem Nutzen zum höheren Ziel des Entstaubens der Wohnung. Ich war mittlererweile mit der Küche fertig (komplett mit Kleben), und hatte irgendwie keine Lust, im Bad weiterzuputzen, solange da hektisch geflickt und geflucht wurde. Es endete damit, dass mein Gatte mich anklagend anblickte, und meinte, dass man damit, dabei hielt er das Staubsaugerrohr-Vorderteil anklagend hoch, garantiert nicht mehr saugen kann. Ich dachte an meine Mutter, und wie sie jetzt eine Schwarzwälder-Kirschtorte beim Bäcker holen müsste. Unser Bäcker hat leider seit 12 Uhr geschlossen.

Verrückterweise interessiert putzen weder mich noch Göttergatte. Mein Vorschlag, doch einmal die Woche eine Fachkraft für Reinigung kommen zu lassen, ist immer der mögliche Zeitpunkt für eine mittlere Ehekrise. Kommt nicht in die Tüte. Er entwirft ärgerlich einen Putzplan für uns, damit das auch nicht wieder entgleist mit dem Staub.

Natürlich sehe ich das nicht so buddhaartig tiefenentspannt, sondern denke mir dann böse Dinge, aber weil Streit immer so anstrengend werden kann, spreche sie nicht aus. Dennoch:

Was mich wirklich interessieren würde, ist dies: Diese „technische“ Ausrasten, dass man(n) mitten beim Putzen ein vermeintlich kaputtes Ding totflicken muss, ist das bei allen (sex und gender) Paaren so? Dann wäre das ein relativ neu erlerntes (und damit eher änderbares, weil bescheuertes) Rollenverhalten. Oder ist das ein Rollenverhalten, das männlich Sozialisierte erlernt haben? Nicht putzen, sondern flicken muss der Mann? Was auch komplett bescheuert ist, weil es ein unemanzipiertes Rollenbild bedient. Oder geht das nur in Männerhaushalten so zu und her? Einer putzt und einer flickt?

Ich wünsche mir jetzt eine Torte.

 

 

 


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Veröffentlicht15/04/2023 von klinge in Kategorie "Allzuhäusliches", "Geschichten

1 COMMENTS :

  1. By Gunter on

    Na, zumindest bei der Torte kann ich Dir helfen. Ich kann Unmengen davon essen, also keine Probleme mit den Resten.
    Zu Deiner konkreten Frage kann ich nicht so richtig eine Antwort geben; alle wichtigen Hausgeräte – auch Staubsauger – gibt es bei uns doppelt. Für die Instandhaltungbin ich zuständig, aber damit umgehen kann ich auch. 🙂

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