Vom Projekt zum Handel oder einfach nur: Entsetzen!
Ich möchte Euch eine etwas ältere Geschichte vorstellen,ich wusste nie so genau, wie ich Euch diese Geschichte erzählen soll.Vielleicht ist es jetzt, nachdem etwas Gras drüber gewachsen ist, ihre Zeit endlich gekommen.
Ich schwöre, alles wahr! Mensch kann sich das gar nicht ausdenken. Dafür reicht meine Phantasie nicht aus. Ich muss natürlich anonymsieren, um meinem Arbeitsvertrag gerecht zu werden, ich hoffe ihr versteht das. Daher werde ich die Betroffenen mit Anton, Berta, Clara in der Reihenfolge ihres Auftretens bezeichnen, um den Interessierten das Lesen zu erleichtern.
Die Hauptperson ist Anton.
Anton durfte über das Wochenende bei seinen Pflegeeltern sein. Das machte mich froh und glücklich, denn Anton hat keinen guten Einfluss auf andere Jugendliche, hier Berta und Clara. Meine Fachmeinung zu Anton ist: ich halte ihn für extremst idiotisch. Anton hält sich selbst für ein supa gefährliches Gangstagenie. Mein Chef hält Anton für ein Pubertier.
In seiner Abwesenheit schrie sein Wecker um Aufmerksamkeit. Ich war mit meinem neuen Kollegen auf dem Gang und dachte, um die Nerven der anderen Jugendlichen zu schonen, schalte ich den Wecker aus, auch wenn Anton noch bei seinen Eltern ist. Mir ist die Privatsphäre der Kiddies heilig, und ich hatte einen Kollegen dabei, der schlimmstenfalls bezeugen kann, dass ich bloss den Wecker ausgeschaltet hatte. Ich öffnete die Tür. Anton hatte innerhalb seines Zimmers die Tür zum Klo offengelassen, so dass man die zugekackte Schüssel, die kaputte Wartungskachel der Dusche mitsamt der ungeschickt versteckten Packung getrockneter Kräuter in der Dusche sehen konnte. Ich schaltete den Wecker aus und fotografierte die defekte Dusche. Mein Kollege hat gespült, eine heroische Tat, für die ich äusserst dankbar bin, und zu der ich in dem im Moment nicht fähig war. Mein Chef hat dann die Fotos gesehen, und hat eine „Ansage“ geplant, auch in Anwesenheit des alten Herrn von Anton. Der Junge hat mehrere eher teure Hobbies, und ist sich ein Lebensstandart gewohnt, der ein Jugendamt nun einfach nicht bieten kann. Ausserdem ist er ja auch ein „Gangsta“, und damit schon sehr gefährlich, nicht zu vergessen. Es deutete alles auf Verkauf von Cannabis hin. Nur – es roch eindeutig nach Oregano. Nebst den Exkrementen in der Schüssel, die auch schon mehrere Tag vor sich hinmüffelten, war die Oreganonote eindeutig. Auch fanden wir ein bereitsgestelltes Häufchen abgeschnittene Haare, die als mögliche Zutat für die mögliche morphologische Strukturen von den nachzubildenden halluzinogenen Naturprodukten hinwiesen. Es war unglaubliche widerlich.
Anton traf mit Vater und Oma ein. Der Vater schämte sich, Oma putzte weg. Anton verschwand zwischenzeitlich.
Meine Theorie war, dass er aus der (gewässerten) Scheisse, Oregano und Haaren „potentes“ Gras knetet und verkauft. Mein Chef war unnachgiebig: An welchen Deppen er dann verkaufen will? Kleine Kinder, die auch mal Zigaretten kaufen wollen? Neinnein, kann nicht sein. So blöd ist niemand. Mein anderer Kollege, der unsere Kiddies schon länger kennt, meint, dass so ne Qualitätsprüfung üblicherweise auf der Strasse nicht stattfindet. Und ja, kann schon sein, dass er genau das tut. An dieser Stelle tritt Berta und und Clara auf. Berta wird gerade bedroht, sie will unbedingt mit Clara „an die frische Luft“. Das heisst in diesem Fall: Sie wollen sich irgendwelche legalen oder illegalen Drogen kaufen. Clara ist Cannabisgrosskunde, gerne, viel, ja. Berta hat zuviel Schiss und steht unter Druck. Sie rennen raus, treffen den Dealer. Ich kanns nicht verhindern, und kanns auch nicht ändern.
Dass Anton der Dealer ist, sehe ich erst, als Anton mit Clara zusammen eintrifft. Anton strahlt zufrieden, Clara grinst in sich hinein. Die doofen Betreuer ausgetrickst, wieder mal.Warum meine Theorie stimmt? Das Scheisscannabis (die Wortwahl drängte sich mir auf, Verzeihung) wirkte nicht.