Frühling in Norddeutschland *Rezept zum nachmachen*
Es gibt Dinge in Deutschland, die gibt es wohl einfach nicht. Dazu gehören Papet vaudois in der Tiefkühltruhe bei Aldi, der BBQ-Speck vom Migros, rezenten günstigen Käse (wobei, wo gibts denn das?) in einer entsprechend grossen Auswahl, Senffrüchte von Vanini (da sind sie der Sache jedoch mit Saucen auf der Spur) und, was den deutschen (Bäckern) ebenfalls fremd ist, sind so genannte Canapés. Im Gegensatz zu vorherigen Dingen sind Canapés vermutlich keine Kunst, selbst herzustellen. Im Prinzip sind es belegte Toastbrotscheiben, die ungetoastet sein müssen. Man buttert die Scheiben, und legt Eier oder Spargeln aus dem Glas, oder Schinken oder Salami oder, die ganz teuren, rohes Hackfleisch (nicht Zwiebelmett!!!) da drauf. Ihr müsst da auf Tartare achten, Beefsteak tartare geht auch, bitte nicht Schabefleisch. Ihr ahnt, es geht um etwas Exklusives. Wenn ihr den Toast bebuttert und belegt habt, dann kommt die Deko. Meistens Mayo, aber hübsch dekoriert, manchmal auch eine Kaper oder eine geschnittene Olive, sowie Petersilie oder bei Eiern, 1 oder 3 feine (!) Schnittlauchstreifen Und dann, dann kommt der Glibberüberzug. Der ist zwar nicht lecker, aber festigt das Gesamtwerk.
Canapés isst man am besten in einem Strassencafé, draussen, wenn die Sonne scheint. Man redet dazu am besten mit Freundinnen. Dazu passt immer ein Gläschen Traubensaft. Da man auch nicht satt ist nach einem oder zwei Stücken, passt dazu hervorragend auch noch ein Dessertchen und Kaffee. Wer deutsche Torten kennt, weiss, dass man spätestens nach der Sahneschichttorte nie mehr Hunger hat.
Nun, hier gibts Cafés und es gibt Sonne. Klinge kocht also ein deutsches Pendant, einfach herzustellen, lecker und passend zum draussensitzen. Ich empfehle dazu ein Rosinen-Kastenweissbrot, und dazu einen Eiersalat aus der Truhe mit, aufpassen, bereits integrierten Spargeln. Das gibts. Hätte ich auch nicht gedacht. Butter brauchts nicht, klatscht den Salat auf eine dicke Scheibe Rosinen-Kastenweissbrot, und geniesst die Sonne. Wenn ihr drin seid, öffnet das Fenster und legt Euch in den Sonnenfleck.
Bon appétit!