August 26 2024

Die Party oder mein Fazit

Es war ne schöne Stimmung. Ein lauer Abend mitten im Wald, gefühlt, mit See und liebestollen Fröschen. Sehr nette Leute. Und diese spürbare Erwartungshaltung, die auch als „es ist viel Liebe in der Luft“ oder „sehr viel positive Energie“ oder überhaupt als „Energien“ wahrgenommen wurden. Nach 12 Stunden Zugfahrt wurde man mit Keksen,Tüten und Nudeln und netten Gesprächen bewirtet, es war ne Freude. Wobei ich mich zurückhielt, 1 Zug Tüte, ein halber Keks, Stunde Pause, dann noch n halber Keks, und dann nochmals ein Zug einer Tüte. Diese war, glaube ich, mein grösster Fehler. Man hatte da schon während des letzten Zuges an der Tüte dieses Holla-die-Waldfee-Gefühl, das dann in eine Nacht mit schwerem Seegang gipfelte(ich war der Überzeugung, gegen die Wellen bergauf liegen zu müssen, wobei ich mich an der Matte festhielt, weil ich ja andernfalls runtergerollt wäre). Am nächsten Morgen war mir immer noch n bisschen…naja, ich beschloss, etwas kürzer zu treten. Schwerer Kopf und so. Zu diesem schweren Kopf frühmorgens gesellte sich dann eine Diskussion mit einem Tantralehrer zum Thema Liebe. Er schien es für das höchste zu halten, wenn man bei der körperlichen Liebe vor allem an sich selbst denkt, ohne dass der Lebenspartner damit was zu tun haben muss. Ich hielt es für die höchste Liebe, ein Kind bedingungslos zu lieben. Ohne diese Liebe ist auch eine körperliche Liebe für sich selbst, nicht möglich. Er fand es ein „schöner Gedanke“, ich fand es unendlich traurig. Ich brauchte Kaffee. Wusstet ihr, das Huldrych Zwingli in meiner Kindheit ziemlich präsent war? Ich bin zugeknöpft. Aber sowas von. Und vor dem ersten Kaffee sowieso.

Später am Tag wurden Essenzen ausprobiert, die ich jetzt mal als Steigerung der Liebesfähigkeit und Öffnung von allerlei spiritueller Augen weitergebe. Ich bin da zu zugenöpft für, und ausserdem habe ich tierisch Schiss vor dem Zurückkommen. Ich bin gerne jederzeit Dame meiner Sinne. Was mir, was ich gar nicht nett fand, als An-Anan-An-Akastisch interpretiert wurde. Es gab Trommeln. Ich hatte mal Djembe getrommelt, und kenn das, das Leute dazu tanzen. Die sind jedoch allesamt umgefallen, und haben „meditiert“, mit oder ohne Gänsefüsschen. Das war etwas überraschend. Ich hab es auf die Stimulanzien geschoben. Da ich da den Anschluss schon gar nicht erst finden wollte, aus obgenannten Gründen, sind wir dann etwas spazieren gegangen, mein Göttergatte und ich.

Mir fiel zum ersten Mal auf, wie sehr es mich stresst, wenn Leute, die ich sympatisch finde, oder die ich gerne mag, sich abschiessen. Ich habe dann Angst, Angst, alleine zu sein, in einem sehr grossen, sehr kalten und sehr leeren Universum. Aber auch die Angst, diesen Menschen dabei zusehen zu müssen, wie sie sich verändern, sie freiwillig einen Teil von sich an etwas abgeben, das mir immer sehr unnachgiebig, hart und metallisch vorkommt, in verschiedenen Schattierungen. Und immer denken sich diese Leute, dass sie alles unter Kontrolle haben… Ich rechne meinem Liebsten hoch an, das er bei mir geblieben ist, die ganze Zeit über, und mich nicht alleine liess. So hatte dieses kalte Universum doch noch einen warmen, schönen Stern. <3

Als wir von unserem Spaziergang zurückkamen, war die Hollywoodschaukel leer. Wir setzten uns rein und genossen den Teich und die Frösche, die Lichtshow….dabei bekamen wir allerlei Angebote, „Trittbrettzufahren“, was uns erklärt wurde als „energetische“ Teilnahme an den Reisen, wie es genannt wurde. Wir wurden zuvor aufgeklärt, was genommen wurde und was man nehmen würde, demnächst, und das wir dann eben Trittbrettfahren können. Es wurden Abkürzungen benutzt, mit denen ich nicht allzuviel anfangen konnte. Die Bekleidung wurde immer weniger (was auch angekündigt wurde und wogegen wir nicht protestierten, das Angebot zum Protest bestand), und mir wurde langsam klar, was diese energetische Teilnahme ebenfalls bedeuten könnte…glücklicherweise begann es, tierisch zu regenen, und wir haben uns in unser Zelt zurückgezogen.

Sonntags schienen alle Leute wieder komplett bei sich zu sein, und wir fuhren mit dem Zug nach Hause. Und heute, heute ist mir wieder schwindelig.

Das Fazit, wie im Titel angekündigt: ich bin froh, dass ich an so einer Party teilnehmen durfte, und mir mein eigenes Bild machen durfte. Aber das ist glaube ich, nichts für mich. In einem anderen Rahmen würde ich diese Menschen alle gerne wieder sehen, denn sie waren zweifelsohne alle nett. Und mit dem Kiffen sollte ich jetzt definitiv aufhören.


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Veröffentlicht26/08/2024 von klinge in Kategorie "Uncategorized

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