Dezember 5 2025

Die knirschende Zahnräder der Rechtschaffenheit

Einer der schönsten und befreiendsten Aspekte meines Berufes ist der, dass ich nicht verurteilen soll. Das kann ich auch nicht. Und vor allem will ich das auch nicht. Ich befasse mich aber in letzter Zeit immer wieder mit Rechtschaffenheit.

Unter den erlebbaren Gefühlen ist die Rechtschaffenheit die Ente oder Gans mit dem zufrieden wackelnden Bürzel. Derjenige, der rechtschaffen ist, ist in der Regel sehr zufrieden mit sich selbst und seinem Tun. Diese Zufriedenheit mit dem Tun ist eingebettet in sein persönliches Wertesystem.

Hier beginnt es bereits, schwierig zu werden. Was ist das persönliche Wertesystem? Wodurch wird es beeinflusst? Was ist wichtig im Leben dieses Menschen, und woran zerbricht er? Ist er bereits zerbrochen, und das Wertesystem, an dem sich dieser Mensch, der da sitzt, zu orientieren versucht, ebenfalls kaputt? Ist es intakt, und passt einfach nicht an unsere Gesellschaft? Wird es immer wieder von der Gesellschaft verletzt? Oder nur von „seiner“ Gesellschaft? Wenn Menschen nicht mehr zufrieden sind mit sich und der Welt, helfen sie auf die eine oder andere Weise nach, viele landen letztendlich freiwillig oder nur ein bisschen unfreiwillig auf der Couch des Therapeuten.

Ich stehe dann vor dem Problem, zum Beispiel einem gewalttätigen Menschen gegenüber zu sitzen, der mir anhand seines Wertesystems mehr oder weniger gut erklären kann, warum das richtig ist, in gewissen Situationen Gewalt auszuüben. Das kann ein Straftäter sein, das kann auch ein Polizist sein, oder ein Soldat. Alles Fachkräfte für Gewaltanwendungen, und gemeinsam ist ihnen, dass, falls sie alt sind, gut sind in ihrem Beruf. Und verblüffenderweise haben sie eine ähnliche Vorstellung von Werten, wobei sich Polizisten und Verbrecher ähnlicher sind als Soldaten und Polizisten.

Soldaten sind oftmals junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen hatten, und „ihrem Land was zurückgeben wollten“, so der Tenor. Sie absolvieren ihre Ausbildung beim Bund und vertrauen darauf, dass die amtierenden Politiker ihren Job so gut machen, dass der aktuelle Frieden erhalten bleibt. Das ganze wird gerahmt von burschikoser, rechtschaffener und bewaffneter Maskulinität. Man lernt im Bund, das es Pflichten gibt, Heimat gibt, Loyalität und Ehre. Damit wird der junge Mensch an seine Einheit gefesselt. In Extremo könnten ihn Heimat und Pflicht am Arsch lecken, Loyalität und Ehre jedoch bleiben wichtig. Dafür kann man auch mal an der Front sterben, weil man loyal bleibt, Mann von Ehre. Man(n) vergisst jedoch gerne, als Soldat, dass man in der Zeit die Loyalität an die Familie verraten hat. Und wenn man dann traumatisiert wieder zurück in der Heimat ist, merkt man, dass auch Familie Heimat ist. Spätestens dann beginnt unser Soldat a.D., aktiv etwas Betäubendes einzunehmen. Gegen die Erinnerung und gegen den Schmerz. Damit kann ich gut arbeiten. Ist nicht so der Kopfstand, zu verstehen, wie er sich fühlen muss, und das alles, woran man glaubte, plötzlich in Frage steht.

Etwas schwieriger zu verstehen sind für mich die Gewaltverbrecher. Damit meine ich jetzt weniger die kühl planenden Psychopathen (sowas hatten wir nur in der Vorlesung) , sondern die Grobiane, die es auch braucht, um den Standpunkt der eigenen Gruppe zu verdeutlichen. Sie haben oftmals eine sehr kindliche Vorstellung von „gut“. Auch hier ist Loyalität und Familie enorm wichtig. Witzigerweise auch Ehre. Wobei da auch unterschieden werden muss. Es gibt Mütter (die haben Ehre) und es gibt junge Frauen, wobei letztere ganz schnell in eine Kategorie fallen können, ohne ihr eigenes zutun, die ich hier nicht aufschreiben möchte. Es gibt Kumpel/Freunde, die haben bedingungslose Loyalität verdient, und dafür tun sie einfach alles. Als Therapeutin stellt man staunend fest, dass man soviel Loyalität noch nie gesehen hat. Hat jemand gegen den privaten Moralkodex oder den Gruppenkodex verstossen, unwissentlich, gibt es ne Warnung. Die ist mündlich und sehr subtil. Muss aber der Fairness halber ausgesprochen werden. Sollte sich der Fehltritt wiederholen, endet das meistens wieder in einem Gewaltverbrechen, wobei es bei unbewaffneten oder wehrloseren Opfern eher „nur mal aufs Maul“ gegeben wird, so dass sich sowas auch garantiert nicht mehr wiederholt. So in ungefähr der Moralkodex und die sich daraus ergebende Rechtschaffenheit, wenn es wie gewünscht läuft. Dieses Denken ist sehr linear, und man kann es in Zusammenhang mit der frühen Biographie des Patienten gut nachvollziehen.

Die kompliziertesten Patienten für mich zu verstehen sind die Polizei, das gebe ich unumwunden zu, und sollte das ein Polizist jemals lesen – ich will niemandem auf die Füsse treten, das sind meine Beobachtungen. Es beginnt schon mal damit, dass ein Polizist (im Gegensatz zu Nichtpolizisten) die Möglichkeit hat, legal Gewalt gegen andere auszuüben. Auch Polizisten sind loyal, ihre Loyalität gilt ihrer Einheit, aber da kann es auch Ausnahmen geben, letztendlich mag man nie alle eines Teams, und dem Staat. Sie schaffen es aber, in einem Störfaktor gegen die öffentliche Ordnung einen menschlichen Feind und nicht einen sehr kleiner Teil des Staates zu sehen. Sie verteidigen ein abstraktes, ideales Gebilde. Das können sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln verteidigen, allerdings ohne die Angst des Soldaten und ohne die absolute Verpflichtung einer menschlichen Gruppe gegenüber, wie sie Gewaltverbrecher der Kategorie „Gruppengrobian“ haben. Sie sind Rechtschaffen ohne Rücksicht auf Verluste. Ansonsten sind sie nicht viel anders als wir Nichtpolizisten. Meint man, und die Rechtschaffenheit drückt sich auch in der Zufriedenheit mit dem gemachten Job aus. Und an dieser Stelle kann es gut argumentierbar missbräuchlich werden. Und das dann zu verstehen, nachzuvollziehen und „mich verwickeln zu lassen“ ist für mich dann oftmals eher schwierig.

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Dezember 3 2025

Vom Projekt zum Handel oder einfach nur: Entsetzen!

Ich möchte Euch eine etwas ältere Geschichte vorstellen,ich wusste nie so genau, wie ich Euch diese Geschichte erzählen soll.Vielleicht ist es jetzt, nachdem etwas Gras drüber gewachsen ist, ihre Zeit endlich gekommen.

Ich schwöre, alles wahr! Mensch kann sich das gar nicht ausdenken. Dafür reicht meine Phantasie nicht aus. Ich muss natürlich anonymsieren, um meinem Arbeitsvertrag gerecht zu werden, ich hoffe ihr versteht das. Daher werde ich die Betroffenen mit Anton, Berta, Clara in der Reihenfolge ihres Auftretens bezeichnen, um den Interessierten das Lesen zu erleichtern.

Die Hauptperson ist Anton.
Anton durfte über das Wochenende bei seinen Pflegeeltern sein. Das machte mich froh und glücklich, denn Anton hat keinen guten Einfluss auf andere Jugendliche, hier Berta und Clara. Meine Fachmeinung zu Anton ist: ich halte ihn für extremst idiotisch. Anton hält sich selbst für ein supa gefährliches Gangstagenie. Mein Chef hält Anton für ein Pubertier.

In seiner Abwesenheit schrie sein Wecker um Aufmerksamkeit. Ich war mit meinem neuen Kollegen auf dem Gang und dachte, um die Nerven der anderen Jugendlichen zu schonen, schalte ich den Wecker aus, auch wenn Anton noch bei seinen Eltern ist. Mir ist die Privatsphäre der Kiddies heilig, und ich hatte einen Kollegen dabei, der schlimmstenfalls bezeugen kann, dass ich bloss den Wecker ausgeschaltet hatte. Ich öffnete die Tür. Anton hatte innerhalb seines Zimmers die Tür zum Klo offengelassen, so dass man die zugekackte Schüssel, die kaputte Wartungskachel der Dusche mitsamt der ungeschickt versteckten Packung getrockneter Kräuter in der Dusche sehen konnte. Ich schaltete den Wecker aus und fotografierte die defekte Dusche. Mein Kollege hat gespült, eine heroische Tat, für die ich äusserst dankbar bin, und zu der ich in dem im Moment nicht fähig war. Mein Chef hat dann die Fotos gesehen, und hat eine „Ansage“ geplant, auch in Anwesenheit des alten Herrn von Anton. Der Junge hat mehrere eher teure Hobbies, und ist sich ein Lebensstandart gewohnt, der ein Jugendamt nun einfach nicht bieten kann. Ausserdem ist er ja auch ein „Gangsta“, und damit schon sehr gefährlich, nicht zu vergessen. Es deutete alles auf Verkauf von Cannabis hin. Nur – es roch eindeutig nach Oregano. Nebst den Exkrementen in der Schüssel, die auch schon mehrere Tag vor sich hinmüffelten, war die Oreganonote eindeutig. Auch fanden wir ein bereitsgestelltes Häufchen abgeschnittene Haare, die als mögliche Zutat für die mögliche morphologische Strukturen von den nachzubildenden halluzinogenen Naturprodukten hinwiesen. Es war unglaubliche widerlich.

Anton traf mit Vater und Oma ein. Der Vater schämte sich, Oma putzte weg. Anton verschwand zwischenzeitlich.

Meine Theorie war, dass er aus der (gewässerten) Scheisse, Oregano und Haaren „potentes“ Gras knetet und verkauft. Mein Chef war unnachgiebig: An welchen Deppen er dann verkaufen will? Kleine Kinder, die auch mal Zigaretten kaufen wollen? Neinnein, kann nicht sein. So blöd ist niemand. Mein anderer Kollege, der unsere Kiddies schon länger kennt, meint, dass so ne Qualitätsprüfung üblicherweise auf der Strasse nicht stattfindet. Und ja, kann schon sein, dass er genau das tut. An dieser Stelle tritt Berta und und Clara auf. Berta wird gerade bedroht, sie will unbedingt mit Clara „an die frische Luft“. Das heisst in diesem Fall: Sie wollen sich irgendwelche legalen oder illegalen Drogen kaufen. Clara ist Cannabisgrosskunde, gerne, viel, ja. Berta hat zuviel Schiss und steht unter Druck. Sie rennen raus, treffen den Dealer. Ich kanns nicht verhindern, und kanns auch nicht ändern.

Dass Anton der Dealer ist, sehe ich erst, als Anton mit Clara zusammen eintrifft. Anton strahlt zufrieden, Clara grinst in sich hinein. Die doofen Betreuer ausgetrickst, wieder mal.Warum meine Theorie stimmt? Das Scheisscannabis (die Wortwahl drängte sich mir auf, Verzeihung) wirkte nicht.

Dezember 3 2025

Was ich hasse und was mein Weihnachtsessen damit zu tun hat

Ich hasse es, vom ganz grossen Arbeitgeber gering geschätzt zu werden. Das zeigt sich in der monetären Anerkennung. Das zeigt sich aber auch im gross angekündigten Weihnachtsessen, das gestern stattfand. Wir sollten in Bussen nach Schwerin gekarrt werden, an den Weihnachtsmarkt. Auf die Frage, wo es denn was zu essen gibt, gabs immer nur so ein rudimentäres „das wird sich dann finden“. Ich habe mich ehrlich gefreut, ich war noch nie zu Besuch in Schwerin. Man sagte mir, es hätte ein Schloss da. Ich sollte um 8 da sein, weil wir 8:45 einsteigen würden, damit wir pünktlich um 9 Uhr los fahren.

Ich arbeite als Psychologische Psychotherapeutin in Ausbildung mit einem Nettogehalt knapp über dem Minimum, was man uns politisch zugesteht. Jens Spahn erlaubte uns ein Mindestgehalt von 1000.- Euro brutto. Lustigerweise steht mir als Masterpsychologin (die wir alle sein müssen) 4100.– brutto zu. Aber da ich mich in Weiterbildung befinde, macht es auch politisch total Sinn, uns dann 1000.– zuzugestehen. Schliesslich müssen wir noch die Ausbildung bezahlen, Haha. Nun, ich hasse aus tiefster Seele Politiker, und ich werde keine Politiker und auch keine Angehörigen von Politikern behandeln, da kann ich einfach keine Passung finden. Das schwöre ich an dieser Stelle feierlich.

Ich hasse das Gefühl, mir nichts Überflüssiges oder Schönes leisten zu können. Auch wenn das so nicht wirklich stimmt, ist das Gefühl noch da. Seit ich mit meinem PT1 begonnen habe, fühlt es sich so an, als könnte man Armut von dieser Stelle aus gut sehen. Und alles nur, weil ich diese Bezahlung akzeptierte, damit ich auch diese Unterschrift bekomme, dass ich es durchgezogen habe. Dass ich ein Jahr Psychiatrie kann. Versteht mich nicht falsch. Mein Klinikchef, meine Oberärztin, mein Assistenzarzt und meine Kollegen sind toll, ich mag sie. Sie sind kompetent und nett. Damit habe ich aber noch nicht Weihnachtsmarkt-Geshoppt.

Nach dem Einsteigen beginnen die Kollegen dann, eigenartige Flaschen zu öffnen, und eine Weissweinflasche wird rumgereicht. Stimmung wird angeschaukelt, und es geht ganz schnell, bis irgendwelche „gute Laune-Schlager“ zum Besten gegeben werden. Ich hasse Schlager. Nach 10 Minuten muss das erste Bier-Mixgetränk auf Klo, angeblich geht die Tür nicht auf. Es wird kichernd an der Tür hantiert, alle probiere mal, und ein kleveres Mädchen entdeckt, dass man den Knauf drehen muss. Dann öffnen sich die Tür des Bus-Klos. Die Spülung funktioniert angeblich nicht. Ich hasse Busse, und ganz speziell hasse ich Bus-Klos, noch spezieller, wenn die Klos hinüber sind.

Nach weiteren 20 Minuten, wir sind in bester Stimmung, bremst der Bus, und wir rollen auf eine Autobahnraststätte. Alle 8 Busse voller Idioten, die sich zu diesem Abenteuer hinreissen liessen. Diese 8 Busse parkten vor einer Wiese, kotzen die Idioten, die an Bord waren aus, vor 2 Tische, die mit Punsch und Tütenfrass angerichtet waren. Das war unser Weihnachtsessen.

Das stellte mich dann vor die Frage, was ich letztendlich dann Essen soll. Und wie ich verdammt noch mal nach meinen Zahlungen und meinem selbstbezahlten Mittagessen die 6 Stunden Weihnachtsmarkt überlebe. Solche Überlegungen übrigens hasse ich auch. Geplant, in meiner Phantasie, hatte ich ein gutbürgerliches Mittagessen mit Kohlwurst, Ziegenkopf mit Grütze oder was man da so isst, und ich bezahle dann das Getränk.

Zunächst sahen wir uns das Schloss an, das hatte was für sich. Eines Tages habe ich auch vergoldetet Ziegel. Und eine Orangerie. Das liebe ich. Und ich brauche eine Herkulesstatue: Möwe bezwingt Herkules, während Herkules den Stier bezwingt

Soviel Maskulinität haut mich immer völlig von den Socken. Da muss ich einfach grinsen.

Nun ja. Wir sind dann 3 Stunden insgesamt den Weihnachtsmarkt hoch und runter, und die anderen 3 Stunden haben wir die Shopping-Malls von Schwerin leergekauft, weil im Osten ist alles billiger, weiss man ja. Speziell bei Douglas. Und bei H&M. Und bei Rituals. Und bei Jack & Jones. Und bei dem Kerzen, Duft und Papierladen, der auch Kitsch verkauft. Der Kinderglühwein war bezahlbar, aber der Weihnachtsmarkt hatte keine vegane Spritzkuchendingens, die waren mit Ei, aber Nutella gabs dazu vegane. Nach mehreren Nachfragen und Klagen blieben diese Dinger auch nach 3 Stunden vegetarisch. Ich hasse gelegentlich Sturheit, manchmal finde ich sie ganz bewundernswert. Gestern hatte ich Rückenschmerzen, daher hasste ich gestern Sturheit.

Mittagessen gabs in der Shopping Mall beim Vietnamesen. Und dann gingen wir zu Rewe, billiges Wasser kaufen, wir Therapeuten in Ausbildung. Da ich nicht zurück zum Ursprungsort wollte, sondern in die nächstgrössere Stadt, die an meiner Eisenbahnstrecke liegt, musst ich mit einem anderen Bus zurück fahren, nicht denselben mit meinem Team zusammen. Was ich schade fand, aber so kam ich gut nach Hause, so der Plan. Also gingen wir erschöpft zum Bus, in der Hoffnung, möglichst schmerzfrei nach Hause zu kommen (welch ein Irrtum) die Hände voller Taschen mit billigen Schnäppchen, die Pflege hatte sich sehr viel bei Douglas gekauft, deren Schnäppchen waren teurer, aber wenigstens gemeinsam gekauft. Also trennten wir uns beim Bus.

Nun, im Bus dann, mit den „fremden“ Teams, kaum angeschnallt, beginnen kleine Gläschen schrill zu klirren, und die Luft wird irgendwie…nun ja, geladen. Man muss den Leuten lassen, sie sind gut organisiert. Man schiesst sich mit der kompletten Miniauslage ab, die man an der Kasse kaufen kann. In Tiefkühltruhe-fähigen wasserdichten Plastikbeuteln verpackt, da kann man dann auch reinkotzen. Bis auf einen mir unbekannten Mann, der eine grosse Flasche betörend gut riechenden Rum gekauft hatte. Er öffnete die Flasche, und begann zu stöhnen, ganz offensichtlich gings in Richtung Orgasmus. Immer wieder, unter Gelächter, bis wir die Autobahn erreicht hatten. Aber dann war die Scheissflasche alle, weil er sie einmal in seinem Team (5 Leute) rumgereicht hatte. Falsche Orgasmen hasse ich auch.

Und dann liess der DJ „Skandal um Rosie“ laufen. Sie sangen mit, mit einer etwas schweren Zunge. Vermutlich muss man einfach wirklich betrunken sein, um dieses Lied ultimativ „das bästä“ – grossartig zu finden. Aber die Stimmung war absolut Bombe. Ich hasse es, als Einzige nüchtern zu bleiben. Es fühlt sich an, als hätte man den Zug verpasst, auch das etwas, das ich hasse.

Wir fuhren diese Stadt an, und 4 Leute wurden beim Kreisel im Industriegebiet rausgeworfen. Es war dunkel, kalt, laut und alle verschwanden zu ihren Autos. Einer bot mir an, „mich mit nach Hause“ zu nehmen, er konnte schon fast nicht mehr sprechen, und das Angebot so fand ich zweifelhaft. Also blieb ich bei dem Kreisel und suchte das Licht am Ende des Industriegebietes, das man in Form eines Döner-Restaurants weit entfernt sehen konnte. An dieser Stelle ein grosses Danke an den Döner-Restaurant-Besitzer, ich wäre sonst in die falsche Richtung gelaufen. Ich hasse Busfahrer, die mich auf der Autobahnausfahrt einiges nach Sonnenuntergang aus dem Bus werfen, und ich hasse Industriegebiete. Beim Dönerrestaurant gabs dann weit entfernt eine Bushaltestelle, leben, Licht! Und einen Weg zum Bahnhof. Seid ihr sehr erstaunt, das ich müde war und erst heute berichten konnte?

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November 15 2024

Es ist erneut Herbst…

…und ich spüre die Kälte. Ich spüre sie überall. Innen und Aussen, fremd in den Eigenheiten und Sitten. Einsam. Diese Herbstkälte wird ergänzt durch eine kurze Abwesenheit des (veganen) Göttergatten. Geplant war deswegen ein Rückzug in die rettenden Arme der „Racletteplatte“, verkauft durch den örtlichen, auf Weihnachtskrawall gebürsteten Supermarkt. Geplant war eine hochalpine Spezialität mit dem schönen Namen „Chäsbrätel“. Theoretisch nimmt man dazu eine schöne Scheibe Ruchbrot, am Besten vom grossen Laib, nicht vom Pfünderli. Dieses tunkt man in Kirsch ein, eine Art Obstler auf Kirschenbasis. Oder man tränkt die Brotscheibe direkt ein in Weisswein. Das habe ich weggelassen. Dann belegt man die Scheibe mit Knoblauchscheiben, mit dem Raclettekäse (oder sonstigem, zu schmelzen geeigneten Käse), würzt das Gesamtkunstwerk mit Zwiebeln, und den Gewürzen, die passend scheinen.
Da es hier kein perfektes Hefeweizenbrot gibt, dachte ich, ich nehme Baguette zum fertigbacken. Der Fehler! Tuts nicht!! Denn der Käse ist geschmolzen, hat gerochen, die Vorstellung alleine, das bald zu essen, war wunderbar. Ich wollte meine Chäsbrätel aus dem Ofen nehmen, und der nicht fertiggebackene Baguette-aber-nicht-ganz-fertig-brotlaib ist zusammengebrochen, abgestürzt. Dem Naturgesetz folgend, dass Marmeladebrote immer mit der Oberseite auf den Boden fallen, fielen die beiden Baguetteseiten auf die geöffnete Backofentür.
Was soll ich sagen. Es sah so furchtbar aus, wie es sich angefühlt hatte. Aber, die restlichen Trümmer schmeckten dennoch extrem lecker. Aber weil es so furchtbar war, fand ich auch nicht die Kraft, die Katastrophe zu fotografieren. Stellt es Euch es einfach vor.

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September 11 2024

Gleichberechtigung in unserer Gesellschaft und was die Körperpflege damit zu tun hat

Wir haben es geschafft! Wir sind tatsächlich gleichberechtigt. Keine Bange, nicht komplett, regt Euch nicht auf, Mädels. Sehen wir uns mal unter der Lupe an, was ich damit meine: Hat uns Frauen die Kosmetikindustrie noch in den 90ern rosarote und türkise Rasierklingen verkauft, mithilfe derer wir uns“ggrremige und sanfte Beine“ zurechtrasieren konnten, so gibt es jetzt eine Shampoo nur für Bärte, auf denen tatsächlich „Man’s Best Friend“ zu lesen ist. Wir werden also beide gleichermassen für dumm verkauft. Wenn das kein Fortschritt ist. Ich denke an die Shampoowerbung der 80er und 90er, wo der Betrachter eine halbnackte Frau sieht, von hinten gefilmt, die ihre Haartracht, meist lange dunkle oder blonde Haare, wunderschön anzusehen, in Zeitlupe schüttelt. Die Frau scheint über irgendwas nachzudenken und sich ihrer wunderschönen Haarpracht gar nicht speziell bewusst zu sein, sie sind da, sie sind immer perfekt, und das ist auch normal, wegen dem beworbenen Shampoo oder Conditioner. Nun überlege ich natürlich schon den ganzen nachmittag, wie die Werbung für einen Bartshampoo aussehen muss. Ist er auch so selbstvergessen sinnlich? Oder geht es eher in Richtung sportlich-nass glänzender Bart, der aus einem blaugrünblauen Schwimmbecken auftaucht, an einem männlich-kantigen Gesicht, und man darf noch etwas gebräunte Brust sehen, und der Bart sitzt nasstropfend und doch perfekt am Kinn, während er lächelnd die Augen schliesst, im Bewusstsein, dass sein Bart absolut unglaublich seinem schönen Gesicht schmeichelt? Oder benutzt der Weihnachtsmann dieses Shampoo? Dieser seit Jahrhunderten gleich weiss blitzende Bart, der die gütig lächelnden Augen umspielt? „Das Shampoo, das aus einem Knecht Ruprecht einen St. Nikolaus macht?“ Wenn man dann weiterdenkt, hat sich nichts geändert. Ja, Männer werden jetzt auch für dumm verkauft, befestigt an einem Rollenbild, das sie gefälligst zu erfüllen haben. Männer haben Bart, und Frauen sind rasiert. Dazu gibts die passenden Produkte, also kauft, Leute, kauft!

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August 26 2024

Die Party oder mein Fazit

Es war ne schöne Stimmung. Ein lauer Abend mitten im Wald, gefühlt, mit See und liebestollen Fröschen. Sehr nette Leute. Und diese spürbare Erwartungshaltung, die auch als „es ist viel Liebe in der Luft“ oder „sehr viel positive Energie“ oder überhaupt als „Energien“ wahrgenommen wurden. Nach 12 Stunden Zugfahrt wurde man mit Keksen,Tüten und Nudeln und netten Gesprächen bewirtet, es war ne Freude. Wobei ich mich zurückhielt, 1 Zug Tüte, ein halber Keks, Stunde Pause, dann noch n halber Keks, und dann nochmals ein Zug einer Tüte. Diese war, glaube ich, mein grösster Fehler. Man hatte da schon während des letzten Zuges an der Tüte dieses Holla-die-Waldfee-Gefühl, das dann in eine Nacht mit schwerem Seegang gipfelte(ich war der Überzeugung, gegen die Wellen bergauf liegen zu müssen, wobei ich mich an der Matte festhielt, weil ich ja andernfalls runtergerollt wäre). Am nächsten Morgen war mir immer noch n bisschen…naja, ich beschloss, etwas kürzer zu treten. Schwerer Kopf und so. Zu diesem schweren Kopf frühmorgens gesellte sich dann eine Diskussion mit einem Tantralehrer zum Thema Liebe. Er schien es für das höchste zu halten, wenn man bei der körperlichen Liebe vor allem an sich selbst denkt, ohne dass der Lebenspartner damit was zu tun haben muss. Ich hielt es für die höchste Liebe, ein Kind bedingungslos zu lieben. Ohne diese Liebe ist auch eine körperliche Liebe für sich selbst, nicht möglich. Er fand es ein „schöner Gedanke“, ich fand es unendlich traurig. Ich brauchte Kaffee. Wusstet ihr, das Huldrych Zwingli in meiner Kindheit ziemlich präsent war? Ich bin zugeknöpft. Aber sowas von. Und vor dem ersten Kaffee sowieso.

Später am Tag wurden Essenzen ausprobiert, die ich jetzt mal als Steigerung der Liebesfähigkeit und Öffnung von allerlei spiritueller Augen weitergebe. Ich bin da zu zugenöpft für, und ausserdem habe ich tierisch Schiss vor dem Zurückkommen. Ich bin gerne jederzeit Dame meiner Sinne. Was mir, was ich gar nicht nett fand, als An-Anan-An-Akastisch interpretiert wurde. Es gab Trommeln. Ich hatte mal Djembe getrommelt, und kenn das, das Leute dazu tanzen. Die sind jedoch allesamt umgefallen, und haben „meditiert“, mit oder ohne Gänsefüsschen. Das war etwas überraschend. Ich hab es auf die Stimulanzien geschoben. Da ich da den Anschluss schon gar nicht erst finden wollte, aus obgenannten Gründen, sind wir dann etwas spazieren gegangen, mein Göttergatte und ich.

Mir fiel zum ersten Mal auf, wie sehr es mich stresst, wenn Leute, die ich sympatisch finde, oder die ich gerne mag, sich abschiessen. Ich habe dann Angst, Angst, alleine zu sein, in einem sehr grossen, sehr kalten und sehr leeren Universum. Aber auch die Angst, diesen Menschen dabei zusehen zu müssen, wie sie sich verändern, sie freiwillig einen Teil von sich an etwas abgeben, das mir immer sehr unnachgiebig, hart und metallisch vorkommt, in verschiedenen Schattierungen. Und immer denken sich diese Leute, dass sie alles unter Kontrolle haben… Ich rechne meinem Liebsten hoch an, das er bei mir geblieben ist, die ganze Zeit über, und mich nicht alleine liess. So hatte dieses kalte Universum doch noch einen warmen, schönen Stern. <3

Als wir von unserem Spaziergang zurückkamen, war die Hollywoodschaukel leer. Wir setzten uns rein und genossen den Teich und die Frösche, die Lichtshow….dabei bekamen wir allerlei Angebote, „Trittbrettzufahren“, was uns erklärt wurde als „energetische“ Teilnahme an den Reisen, wie es genannt wurde. Wir wurden zuvor aufgeklärt, was genommen wurde und was man nehmen würde, demnächst, und das wir dann eben Trittbrettfahren können. Es wurden Abkürzungen benutzt, mit denen ich nicht allzuviel anfangen konnte. Die Bekleidung wurde immer weniger (was auch angekündigt wurde und wogegen wir nicht protestierten, das Angebot zum Protest bestand), und mir wurde langsam klar, was diese energetische Teilnahme ebenfalls bedeuten könnte…glücklicherweise begann es, tierisch zu regenen, und wir haben uns in unser Zelt zurückgezogen.

Sonntags schienen alle Leute wieder komplett bei sich zu sein, und wir fuhren mit dem Zug nach Hause. Und heute, heute ist mir wieder schwindelig.

Das Fazit, wie im Titel angekündigt: ich bin froh, dass ich an so einer Party teilnehmen durfte, und mir mein eigenes Bild machen durfte. Aber das ist glaube ich, nichts für mich. In einem anderen Rahmen würde ich diese Menschen alle gerne wieder sehen, denn sie waren zweifelsohne alle nett. Und mit dem Kiffen sollte ich jetzt definitiv aufhören.

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Juli 18 2024

Traumzeit mit der Deutschen Bahn

Im Voraus notiert: ich bin durch einen funktionierenden Taktfahrplan Bahn-sozialisiert, und ich ging auch davon aus, dass sich die Bahn an Geleise und Beschriftungen (zum Beispiel, wo der Zug hinfährt und wo nicht) hält und das erste, das ich in Deutschland aufgegeben hatte, war, nach 3 Minuten Verspätung eines öffentlichen Verkehrsmittels nervös auf die Uhr zu sehen. Da ich nicht Autofahren kann und will, bin ich also tatsächlich auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Dadurch war ich eine unglückliche Bahnkundin mit wahlweise Monatsabo, 7 oder 49 Euro-Ticket, die so tat, als sei die Bahn im Normalfall pünktlich. Das ist sie nicht, und bleibt man stur im Zug sitzen, kann es sein, dass man nicht da ankommt, wo der Zug ursprünglich hinwollte.

Doch neulich hatte ich meinen Durchbruch, und es funktioniert: Das Geheimnis ist, man sollte die Regionalbahn nutzen, und zwar entspannt. Ein Freund hatte mir gesagt, man solle sich die Traumzeit zunutze machen (richtig, das Konzept der Aborigines) Man sollte sich seinen Weg denken. Völlig unbelastet von einer Zeit, in der man da sein sollte. Denn dann, so meine Erfahrung, kommt man superpünktlich, wenn nicht sogar früher als geplant, an. Ein Beispiel: Ich plane, morgens in Allerfrühe den Zug ab Hamburg nach Berlin zu nehmen. Da habe ich die Möglichkeit, den ICE zu nehmen, der braucht dann etwa 2 Stunden für die Strecke. Da der unglaublich viel kostet, weil der ja nicht zum 49 Euro Ticket Netz gehört, nehme ich den Zug nach Stralsund, und von da an runter nach Berlin. Ja, das dauert, aber Reisen ist eine Kunst. Im Laufe der Fahrt verstehe ich, das irgendetwas bahntypisches passiert ist, eine Brücke ist umgefallen oder die Geleise haben sich über Nacht in Rost aufgelöst, und mir nun der SEV blüht , der Schienenersatzverkehr. Deswegen keinen Kummer; wagt einen Blick in die Karte: Die Bahn schmeisst Euch irgendwo in der Pampa- ja in die Pampa raus, und da stehen dann fünf Busse. Sagen wir mal, in Hornstorf. Drei fahren nach Rostock-Stralsund, und zwei fahren nach Güstrow-Neubrandenburg. Du kannst den SEV nach Neubrandenburg nehmen, und von da an den SEV nach Berlin, der lässt Dich dann ganz untypischerweise, auf Dein Bitten hin, an der Gräfestraße raus, und bist 20 Minuten schneller als der ICE, hast aber erlebt, wie Hansa Rostock heute abend ein Spiel gewinnen wird und wie es nördlich von Schwerin aussieht. Zusätzlich hat Dir eine alte Dame verraten, wie Du eine samtweiche Haut bis ins hohe Alter bewahrten kannst und Du hast ein Rezept für Mohnstollen erhalten.

Was ich damit sagen möchte: es ist tatsächlich alles halb so wild, ihr kommt an, ihr kennt den Pfad und die Mittel nicht, es kann alles sein, ein Tuctuc, eine Horde wilder Esel, eine Stretchlimousine. Du musst nur Dein Ziel kennen. Der Weg findet sich. Es bleibt ein Abenteuer, aber das Risiko ist kalkulierbar. 🐍

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April 17 2024

Das untote Excel-Sheet oder das Symptom einer unzfriedenen Crew

Ich gestehe, bislang war mir eine Excel-Tabelle eher gleichgültig. Ich versuche, wenn möglich, Excel zu vermeiden, aufgrund der Komplexität, und weil (das letzte mal, als ich mir überlegte, es zu nutzen) die Schrift kacke aussah. Und das immerewige Windwos. Ich höre Klagen und Jammern, wie schwierig es ist, und denke mir, dass ich schlimmstenfalls einen Taschenrechner habe. Das ist oldschool, aber für meine Verhältnisse genügend.

Nun, meine Firma nutzt, als Übergabeprotokoll, ein Excel-Sheet. Dieses Excel-Sheet ist online, ich muss es im Browser bedienen. Und, ja, wir sind die Bude, die hin und wieder, um Prozesse zu beschleunigen, den Firewall ausschalten – diese Protokolle im Browser, das hasse ich schon mal, weil ich zu den Menschen gehöre, die Fenster immer schliessen. (damit gehöre ich auch zu den meistgehassten der Kollegen – geiles Feeling!) Es ist eine Tabelle, wir haben zwischen 20 und 30 Bewohner, und diese Bewohner werden von 3 Schichten betreut. Zudem gibt es pro Bewohner noch eine zusätzliche Zeile für „Besonderes“. Sie ist also etwa 25 x 4 Zeilen lang, und 2 Zeilen breit; Name, Zimmernummer und Foto ist in der linken Hälfte des Bildschirms, die zweite Hälfte hat noch einen Kasten eingefügt, wo nacht/früh/spät eingetragen steht, damit wir auch wissen, welche Schicht den Text zum Kind geschrieben hat.

Abgesehen davon, dass es etwas unübersichtlich ist, die Suche nach dem Kind, weil man nicht nach Name suchen kann…es schafft ungeahnte Möglichkeiten, so eine Excel-Tabelle. Ich verurteile das jetzt gerade nicht. 🙂 Aber es kommt immer wieder vor, das einzelne Mini-Tabellen (die man als Nutzer so ja nicht erkennen kann) vermutlich von verärgerten Nachtwachen (die !Wachen! müssen) etwas verspielt werden. So vergeht die Müdigkeit und der Ärger im Flug, und die anderen Schichten haben viel zu lachen, bis aus dem griechischen Alphabet, den Sonderzeichen, dem Nichts und den überraschenden Zahlen wieder ein lesbarer Fliesstext wird. Das lustigste daran ist, das man diese Einstellungen an verschiedenen Orten ändern kann. Und wenn sich die Frühschicht geärgert hat, und erschöpft nach soviel Excel nach Hause geht, kann die Spätschicht, deren Feld bislang noch nicht genutzt wurde, nochmals von vorne beginnen, ohne Support von der Frühschicht, denn die ist ja bereits geflüchtet.

Wir haben eine Haus-IT, sogar eine Abteilung, aber der eine fühlt sich für solche Banalitäten nie zuständig. Der hat Dinge wie Chip-Schlüssel formatieren und Dienst-Laptops einrichten im Kopf, und ist unglaublich gestresst, während der andere sehr adrett aussieht, aalglatt ist und eine Karriere als Lustknabe oder Ehemann in Betracht zieht, eine valide Karrieremöglichkeit, schliesslich sind wir ja im sozialen Bereich tätig. Der spricht nicht mit dem arbeitenden Pöbel. Vermutlich leidet seine Schönheit, wenn er mit unseren Sorgen konfrontiert ist…und das kann ich ja auch nicht verantworten.

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April 10 2024

Was Frau darf, und was nicht

Im Herbst 2025 sind wieder Wahlen in Deutschland. Das bedeutet, dass sich wieder schnittige erfolgreiche Frauen, die in konservativen Parteien ihre Karriere planen, entblöden, zum Thema Schwangerschaftsabbruch keinen guten Punkt zu finden.

Ich bin beim besten Willen keine Feministin, im Gegenteil, mir geht diese Schubladendenke auf den Keks. Wir sind Menschen. Und zwar alle. Zur Unterstützung würde ich gerne Artikel 3 des Grundgesetzes hier einfügen:

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Eigentlich ist das einfach zu verstehen. Wir sind alle gleich vor dem Gesetz. Mein Bauch ist genauso uninteressant wie dein Bauch. Oder genau so öffentlich.

Wir können ja gerne weiterdenken. Ich kenne Euer Wertesystem jetzt ein wenig, meine lieben Konservativen. Ihr habt es gerne..ja, konservativ. Gerhard Polt brachte das unter „a bissl a Bia“ auf den Punkt. Mit dem Bier, da kommen dann die Kinder, die „nicht mehr neurotypisch“ sind, wie die aufgeklärte obere Mittelschicht das jetzt nennt. Bleiben wir bei den eigenen, selbstgemachten Kindern, von ebenjener oberen Mittelschicht. Ein Kind geplant durchzuziehen, dazu braucht man keinen Eheschein, aber es hilft. Steuerermässigung. Kindergeld, Elterngeld. Der Papa oder die Mama arbeiten teilweise im Büro, oder zuhause bei dem Kind, später dann Kindern, weil ohne Geschwister ist das nur mässig lustig, und passt nicht zu dem 08/15 Familienbild. Noch später ist dann KiTA, aber das lass ich jetzt mal aus. Das sind nicht die Menschen, die – und jetzt geht es wieder zurück zur CSU-Familienplanerin – abtreiben. Vielleicht war das Kind nicht geplant, vielleicht erschrickt das Paar etwas, streitet, und erst dann heiraten sie überglücklich. Vielleicht heiraten sie auch nicht. Das freut die CDU oder die CSU nicht, aber sie sind ja kulant. Solange nicht abgetrieben wird. Die obere Mittelschicht, sich gerne auch „progressiv“ und doch „heimatliebend“ nennend, sie brauen und trinken Craft-Bier und Met aus selbstgeimkerten Met.Diese Kinder bekommen, sollten sie irgendwelche bierbedingten psychischen und physischen Auffälligkeiten haben, mit grösserer Wahrscheinlichkeit die Zuwendung, die sie benötigen.

Diese obere Mittelschicht adoptiert auch mal. Man muss einiges beweisen, ehe ein Kind vom Jugendamt in Obhut übergeben wird.

Man fragt sich doch dann, woher diese Kinder kommen? Geklaut sind die nicht. Vermutlich weiss das Jugendamt ziemlich genau, wer die biologische Mutter/Eltern von dem Kind ist/sind. Diese Mütter sind oft sehr jung, und sehr verzweifelt. Vielleicht sind Drogen oder Alkohol ein regelmässiger Begleiter dieser Mütter. Oder sie wurden vergewaltigt. Oder, das musste ich mal miterleben, sehr krank (psychisch) und hatten sich extrem auf ihr erneutes Kind gefreut. Es wurde ihr nach der Geburt weggenommen. Angeblich, weil die sie behandelnde Ärztin es für sich behalten wollte, so sagte die Mutter des Neugeborenen. Auch solche Kinder wollen einen normalen Start in ihr Leben, und den erhalten sie nicht. Entweder weil sie nach der Geburt in eine Babyklappe geworfen werden, oder weil sie der Mutter weggenommen werden. Für das Kind ein furchtbarer Schock. Keine Woche alt, und schon das erste Trauma. Ein Trauma, wer das nicht wirklich weiss, ist auch der Ursprung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Nur für den Hinterkopf.

Verfolgen wir die Laufbahn von diesem hypothetischen Baby. Dieses Baby kommt in eine Einrichtung. Es wird versorgt, bekommt das nötigste, und früher oder später gibt es Eltern, die es aufziehen möchten. Es weint oft, weil es zum zweiten Mal in seinem Leben eine wichtige Bezugsperson verloren hat. Wenn es komplett im Heim aufwuchs, ist die Aussicht noch etwas trauriger.

Unser hypothetisches Baby hat ja jetzt Adoptiveltern. Die lieben es und herzen es. Es wird älter, es kommt zur Schule, fällt von mir aus auf, vielleicht auch nicht. Es wird ein Teenager. Es wird schwierig. Es zerstört Dinge. Es beginnt zu lügen, und es beginnt verbotene Dinge zu tun. Die Polizei beginnt sich für dieses Kind zu interessieren. Wir, die konservativen Eltern, die mal ein Kind adoptiert hatten, erinnern uns, das es nicht wirklich unser Kind ist. Vielleicht ist ein Aufenthalt im Heim besser? Unser Kind macht jetzt 3 Wochen Ferienaufenthalt im Heim. Es geht etwas zur Schule, es freundet sich mit den anderen Kids an. Gemeinsam betrinken sie sich vor dem Heim. Dazu rauchen sie jetzt legale Drogen. Vertrauen? Nie im Leben, das werden sie nicht mehr. Um wirklich ruhig sein zu können, dazu schneiden sie sich jetzt regelmässig die Arme oder die Beine auf. Wir, die besorgten Eltern, wir entscheiden uns, dass wir dem Kind ein Leben im Heim ermöglichen und an Ostern bekommt es ein Paket vom Osterhasen und an Weihnachten nehmen wir es nach Hause.

Die Zeit vergeht.

Vor einer Woche war unser Kind mal in einer Wohnung erwacht, keine Ahnung, wie es da reinkam, aber unser Kind war nackt und auch ziemlich betrunken. Später erfahren wir, dass dieses Kind ein Kind erwartet oder aber Vater wird, und Alimente bezahlen muss….Abtreiben geht nicht, weil da ist die CSU dagegen. Bezahlen geht auch nicht, da einfach auch kein Geld da ist.

Wir entschliessen uns für die Babyklappe, das hat ja damals auch ganz gut geklappt.

Wer sich jetzt fragt, warum nicht verhütet oder wie im Fall eines schwer kranken Menschen, sogar sterilisiert wird, oder dann abgetrieben, zum Beispiel die schwer kranke Frau, die Kinder haben will, zu Beginn der Geschichte…das geht einfach so eben nicht.

Historische Aspekte: Eugenik und Zwangssterilisation
Die detaillierten Reglementierungen in Deutschland müssen im Kontext der nationalsozialistischen Vergangenheit betrachtet werden und haben den Sinn, die Menschenwürde zu schützen und die Zahl nicht notwendiger Sterilisationen zu reduzieren.
Dtsch Arztebl 2008; 105(21): A 1131–3

Ich kann nachvollziehen, das man lieber einmal mehr kontrolliert, und sich absichert, gerade im Hinblick auf die Geschichte. Aber das Dasein als Gebärmaschine, das hat auch nichts mit Menschenwürde zu tun. Und ich glaube ehrlich nicht, das es schön ist, als Kind zu verstehen, das die biologischen Eltern nicht für einen Sorgen wollten? konnten? sollten?

Daher, sehr geehrte CDU/CSU, hört auf christlich rumzujaulen und versucht Euch in Nächstenliebe. Ermöglicht das abtreiben und verhindert sehr viel seelisches und in Folge auch physisches Leid.

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Januar 24 2024

Leerfahrt

Heute ist der erste Tag des richtig langen GdL-Streiks im Jahre 2024. Ich bin sehr happy, dass ich mit dem Bus zur Arbeit muss, denn die fahren glücklicherweise. Mein frühmorgendlicher (und allabendlicher) Stresstest dabei ist nur das einsteigen. Die kleinen Könige über ihr Reich sind nämlich, ihr ahnt es sicher, die Busfahrer. Ich vermute mal, vorgesehen ist, der Busfahrer hält an der Endhaltestelle, ändert sein Zielort auf den neuen Zielort, wobei der Wechsel nur über „Leerfahrt“ erreicht werden kann. Dann sieht er sich den Bus an, schmeisst Abfall weg und sammelt Vergessenes ein. Dann lässt er neue Gäste (zahlend!!!) Hinein seinen Bus. Im Normalfall stagniert das bei der Stufe „Leerfahrt“ und dann rufen sie Partner*in an, oder Schulkinder. Heute, das will ich euch nicht ersparen, haben wir einen neuen Gipfel des Busabsolutismus erfahren. Bei uns draussen, oder Pöbel, oder „dem Volke“, wie man möchte, pfeift es relativ warme Windböen von gut 110 km/h. Der heutige König ist ein Pedant. Sein Leben ist der Fahrplan. Das ermöglicht ihm, während Streiks zu fahren. Oder auch, die Türen bei Sturm geschlossen zu halten, während er langsam kreisende Bewegungen mit den Hüfen macht, und dieselben langsam einknickt. Dehnübungen im Eingangsbereich des Busses. Wir stehen windzerzaust draußen und segen zu. Die Hose sitzt auch nicht richtig, er muss dran zupfen. Der Effekt ist klein. Er sieht uns an. Kreist noch etwas. Dann streckt er sich, steigt ein und beginnt zu telefonieren.

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