Ach Omi, oj, Grossmami, ich dachte so an Euch….
Wir ziehen ja weg; und deswegen hat mich mein Göttergatte gebeten, gestern abend doch ein letztes Mal sein meditatives Yoga mitzukommen…nicht 08/15 Yoga, sondern eher sone Meditation mit spontanen Bewegungen..wie auch immer, ich sagte zu. Ich kannte die Frau und wollte ihr noch Tschüss sagen. Ich nehme mir jedesmal vor, dass ich sie eigentlich mag. Und man kann ja nicht immer Hause sitzen, hin und wieder sollte man den Arsch hochkriegen, dachte ich mir dabei. Wir fuhren da hin. Mein Göttergatte schien regelrecht happy, dass ich dabei war.
Sie liess uns herein. Sie belagerte meinen Süssen, er solle ihr doch ihr Flugticket ausdrucken, sie könne das doch nicht. Er wand sich heraus. Sie sei noch niemals alleine geflogen. Ich fand, sie klang wie ich.
Wer mich kennt, sollte spätestens jetzt wissen: SOS.
Einer meiner ekelhaftesten Eigenschaften ist: ich kann sehr eifersüchtig sein, auf richtig arg blöden Scheiss. Daher tanzte unsere Gastgeberin also definitv auf einem Vulkan. Daher beschreibe ich Euch meine „Konkurrentin“ mal: sie ist definitv älter als ich. Sie hat wolkiges, langes Haar, der Haaransatz auf etwa 2 Zentimeter grau und ungefärbt, der Rest ist auf ein unattraktives aschblond eingefärbt. Sie ist klein, rund und alles an ihr scheint noch nicht ganz fertig gebastelt. Die Klamotten, die Haare, das ständig tränende Auge. Das Wort „verlebt“ drängt sich auf. Ihr Verhalten ähnelte dem eines Hundewelpen, der zum ersten Mal alleine gelassen wurde: wedeln, n bisschen vor Freude auf den Boden pinkeln, unsicher sein, aber die Freude war halt einfach zu gross. Sie linste mich an, drückte mir eine Gebrauchsanweisung für Farbe, die man in der Waschmaschine färbt, in die Hand, und regte sich auf, dass es nicht richtig geklappt hatte beim Klamotten färben, und dass sie denen telefoniert und ihnen aber richtig die Meinung geigt, und diese Öffnung sehr unlogisch sei. Dann befahl sie den restlichen Männern, die eingetroffen und hereingelassen wurden, was sie wohin schleppen sollen.
Beim Einturnen sagte sie zu ihm: „willst Du? mach doch Du, wir kennen uns doch schon so lange“ und ein Augenzwinkern, der Blick dazu ein schmachtender. Der sehr gebildete Koch mit Migrationshintergrund, der nur englisch sprach, sah mich von der Seite an. Nun, es ging dann so weiter….Yoga mit Improtheatereinfluss. Ich turnte einen Gartenzaun. Dies, um Kontakt mit den Elementen aufzunehmen. Mein innerer DJ lässt die Zeilen „Ist das wirklich wirklich?“ und „Warum bin ich hier?“ von den Bottrops auf endlos laufen. In der Pause lispelt sie mit diy-englisch den Koch an, der dann prompt von seinem „partner“ erzählt. Das th lispelt sie konsequent. Und sie lobt den Koch, dass er ganz toll englisch spricht. Der Koch lächelt. Ich schäme mich fremd.
Und plötzlich hatte ich diese Erinnerung vor Augen:
Wir besuchten die Oma des Göttergatten in Bad Kissingen. Diese Oma war ganz aufgeregt, denn bei der guten Partie des Altenheims (ein Tierarzt!) war (endlich) die Ehefrau gestorben. Er war Witwer und damit frei! Er hatte ein eigenes Appartemeng! Ein Gutes! Der gesamte Hühnerstall legte Make-up auf, roch nach Rosen und machte unpassende, zotige Witze.
Oder bei meiner Oma. Als der Dorfmillionär einzog in das Altenheim. Da war auch sone Aufregung. Meine Oma hat das beobachtet – sie hätte erst die Bücher des „Millionärs“ geprüft, ob er auch wirklich Millionär ist, und zwar ohne die „“ und wie sauber das Geld ist und ob sich der Aufwand lohnt. Das hätte vermutlich gedauert, aber sie hatte auch nie ein Händchen für Männer, aber für Buchhaltungen war sie Profi.
Wie auch immer, und sowas pudriges, verlebtes lag jetzt meinem Göttergatten zu Füssen. Zog sich vor seinen Augen um, ganz natürlich, nicht falsch verstehen.
Irgendwann ist es vorbei. Die Männer ziehen ihre Schuhe an. Mein Göttergatte sitzt auf einem umfunktionierten Tisch, den sie sofort zu putzen beginnt. Sie putzt ihn mit dem Lappen an Göttergattes kackigem Po. Er bemerkt es nicht. Der Koch studiert mein Mimik. Ich verdrehe die Augen und mache eine wegwerfende Geste-das geht schneller, als beabsichtigt. Unter dem Gesicht hinter dem Bart verteilt sich ein lautloses Lachen.
Und ich weiss jetzt, dass das echt nicht so mein Ding ist, und dass ich sie vermutlich trotzdem nicht so mag. Egal wie ich mir das jedesmal vornehme.