Was Frau darf, und was nicht
Im Herbst 2025 sind wieder Wahlen in Deutschland. Das bedeutet, dass sich wieder schnittige erfolgreiche Frauen, die in konservativen Parteien ihre Karriere planen, entblöden, zum Thema Schwangerschaftsabbruch keinen guten Punkt zu finden.
Ich bin beim besten Willen keine Feministin, im Gegenteil, mir geht diese Schubladendenke auf den Keks. Wir sind Menschen. Und zwar alle. Zur Unterstützung würde ich gerne Artikel 3 des Grundgesetzes hier einfügen:
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Eigentlich ist das einfach zu verstehen. Wir sind alle gleich vor dem Gesetz. Mein Bauch ist genauso uninteressant wie dein Bauch. Oder genau so öffentlich.
Wir können ja gerne weiterdenken. Ich kenne Euer Wertesystem jetzt ein wenig, meine lieben Konservativen. Ihr habt es gerne..ja, konservativ. Gerhard Polt brachte das unter „a bissl a Bia“ auf den Punkt. Mit dem Bier, da kommen dann die Kinder, die „nicht mehr neurotypisch“ sind, wie die aufgeklärte obere Mittelschicht das jetzt nennt. Bleiben wir bei den eigenen, selbstgemachten Kindern, von ebenjener oberen Mittelschicht. Ein Kind geplant durchzuziehen, dazu braucht man keinen Eheschein, aber es hilft. Steuerermässigung. Kindergeld, Elterngeld. Der Papa oder die Mama arbeiten teilweise im Büro, oder zuhause bei dem Kind, später dann Kindern, weil ohne Geschwister ist das nur mässig lustig, und passt nicht zu dem 08/15 Familienbild. Noch später ist dann KiTA, aber das lass ich jetzt mal aus. Das sind nicht die Menschen, die – und jetzt geht es wieder zurück zur CSU-Familienplanerin – abtreiben. Vielleicht war das Kind nicht geplant, vielleicht erschrickt das Paar etwas, streitet, und erst dann heiraten sie überglücklich. Vielleicht heiraten sie auch nicht. Das freut die CDU oder die CSU nicht, aber sie sind ja kulant. Solange nicht abgetrieben wird. Die obere Mittelschicht, sich gerne auch „progressiv“ und doch „heimatliebend“ nennend, sie brauen und trinken Craft-Bier und Met aus selbstgeimkerten Met.Diese Kinder bekommen, sollten sie irgendwelche bierbedingten psychischen und physischen Auffälligkeiten haben, mit grösserer Wahrscheinlichkeit die Zuwendung, die sie benötigen.
Diese obere Mittelschicht adoptiert auch mal. Man muss einiges beweisen, ehe ein Kind vom Jugendamt in Obhut übergeben wird.
Man fragt sich doch dann, woher diese Kinder kommen? Geklaut sind die nicht. Vermutlich weiss das Jugendamt ziemlich genau, wer die biologische Mutter/Eltern von dem Kind ist/sind. Diese Mütter sind oft sehr jung, und sehr verzweifelt. Vielleicht sind Drogen oder Alkohol ein regelmässiger Begleiter dieser Mütter. Oder sie wurden vergewaltigt. Oder, das musste ich mal miterleben, sehr krank (psychisch) und hatten sich extrem auf ihr erneutes Kind gefreut. Es wurde ihr nach der Geburt weggenommen. Angeblich, weil die sie behandelnde Ärztin es für sich behalten wollte, so sagte die Mutter des Neugeborenen. Auch solche Kinder wollen einen normalen Start in ihr Leben, und den erhalten sie nicht. Entweder weil sie nach der Geburt in eine Babyklappe geworfen werden, oder weil sie der Mutter weggenommen werden. Für das Kind ein furchtbarer Schock. Keine Woche alt, und schon das erste Trauma. Ein Trauma, wer das nicht wirklich weiss, ist auch der Ursprung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung. Nur für den Hinterkopf.
Verfolgen wir die Laufbahn von diesem hypothetischen Baby. Dieses Baby kommt in eine Einrichtung. Es wird versorgt, bekommt das nötigste, und früher oder später gibt es Eltern, die es aufziehen möchten. Es weint oft, weil es zum zweiten Mal in seinem Leben eine wichtige Bezugsperson verloren hat. Wenn es komplett im Heim aufwuchs, ist die Aussicht noch etwas trauriger.
Unser hypothetisches Baby hat ja jetzt Adoptiveltern. Die lieben es und herzen es. Es wird älter, es kommt zur Schule, fällt von mir aus auf, vielleicht auch nicht. Es wird ein Teenager. Es wird schwierig. Es zerstört Dinge. Es beginnt zu lügen, und es beginnt verbotene Dinge zu tun. Die Polizei beginnt sich für dieses Kind zu interessieren. Wir, die konservativen Eltern, die mal ein Kind adoptiert hatten, erinnern uns, das es nicht wirklich unser Kind ist. Vielleicht ist ein Aufenthalt im Heim besser? Unser Kind macht jetzt 3 Wochen Ferienaufenthalt im Heim. Es geht etwas zur Schule, es freundet sich mit den anderen Kids an. Gemeinsam betrinken sie sich vor dem Heim. Dazu rauchen sie jetzt legale Drogen. Vertrauen? Nie im Leben, das werden sie nicht mehr. Um wirklich ruhig sein zu können, dazu schneiden sie sich jetzt regelmässig die Arme oder die Beine auf. Wir, die besorgten Eltern, wir entscheiden uns, dass wir dem Kind ein Leben im Heim ermöglichen und an Ostern bekommt es ein Paket vom Osterhasen und an Weihnachten nehmen wir es nach Hause.
Die Zeit vergeht.
Vor einer Woche war unser Kind mal in einer Wohnung erwacht, keine Ahnung, wie es da reinkam, aber unser Kind war nackt und auch ziemlich betrunken. Später erfahren wir, dass dieses Kind ein Kind erwartet oder aber Vater wird, und Alimente bezahlen muss….Abtreiben geht nicht, weil da ist die CSU dagegen. Bezahlen geht auch nicht, da einfach auch kein Geld da ist.
Wir entschliessen uns für die Babyklappe, das hat ja damals auch ganz gut geklappt.
Wer sich jetzt fragt, warum nicht verhütet oder wie im Fall eines schwer kranken Menschen, sogar sterilisiert wird, oder dann abgetrieben, zum Beispiel die schwer kranke Frau, die Kinder haben will, zu Beginn der Geschichte…das geht einfach so eben nicht.
Historische Aspekte: Eugenik und Zwangssterilisation
Die detaillierten Reglementierungen in Deutschland müssen im Kontext der nationalsozialistischen Vergangenheit betrachtet werden und haben den Sinn, die Menschenwürde zu schützen und die Zahl nicht notwendiger Sterilisationen zu reduzieren.
Dtsch Arztebl 2008; 105(21): A 1131–3
Ich kann nachvollziehen, das man lieber einmal mehr kontrolliert, und sich absichert, gerade im Hinblick auf die Geschichte. Aber das Dasein als Gebärmaschine, das hat auch nichts mit Menschenwürde zu tun. Und ich glaube ehrlich nicht, das es schön ist, als Kind zu verstehen, das die biologischen Eltern nicht für einen Sorgen wollten? konnten? sollten?
Daher, sehr geehrte CDU/CSU, hört auf christlich rumzujaulen und versucht Euch in Nächstenliebe. Ermöglicht das abtreiben und verhindert sehr viel seelisches und in Folge auch physisches Leid.